Im Sport ist Massage kaum wegzudenken. Es gibt nur wenige in der höchsten Liga vertretene Sportvereine, in denen nicht regelmässig ein Masseur oder Physiotherapeut für die Mannschaft oder für Einzelathleten im Einsatz ist. Doch warum wird der Arbeit des Masseurs im Sport so viel Bedeutung zugeschrieben und wie zahlt sich das am Ende des Tages konkret in der sportlichen Leistung aus?
Diese Themen möchte ich in diesem Artikel etwas durchleuchten. Dabei gehe ich erst auf die beim Sport relevanten Mechanismen im Körper ein und beleuchte dann die Wirkungsweise der Massage.
Durch Sport werden am Bewegungsapparat Reize gesetzt. Das heisst zum Beispiel ein bestimmter Muskel muss eine Arbeit verrichten, die er in der Art und Weise noch nicht oder schon länger nicht mehr ausgeführt hat. In diesem Moment findet eine Art Überbeanspruchung statt, da sich die Muskulatur grundsätzlich nur genau an jene Belastungen anpasst, die auch regelmässig gebraucht werden.
Durch die Überbeanspruchung werden in den Zellen Umbauprozesse, oder unter Umständen auch kleinere Reparaturprozesse in Gang gesetzt. So werden beispielsweise beim Ausdauertraining die Verästelungen der Kapillaren neu angeordnet, damit der Muskel besser mit dem Sauerstoff im Blut versorgt werden kann. Bei moderaten Reizen verkraftet unser Körper solche Überbeanspruchungen sehr gut, zumal sie sogar Voraussetzung für die strukturelle Anpassung unseres Gewebes sind. Die körpereigenen Umbau- und Reparaturprozesse setzen also ein, damit der Körper bald wieder bereit ist für die nächste Herausforderung. Je nach Bedingungen geht dieser Prozess jedoch schneller oder langsamer vor sich. Faktoren wie Umgebungstemperatur, Nährstoffverfügbarkeit, Wasserhaushalt, Zustand des Immunsystems und Allgemeinzustand spielen dabei eine Rolle.
Massage hilft dabei, diese Bedingungen zu optimieren. Durch die Streichungen und Knetungen wird Wärme produziert und Mechanismen in Gang gesetzt, welche die Durchblutung an den betroffenen Stellen wie auch im ganzen Organismus erhöht und dadurch die Zuführung von neuen und der Abtransport von alten Stoffen gefördert wird.
Regelmässige körperliche Arbeit führt, insbesondere wenn diese unidirektional, d.h. immer in dieselbe Richtung, erfolgt, zu einer Verkürzung der beanspruchten Muskulatur. Die einzelnen Muskelfasern gehen nach einer Kontraktion (Aneinandergleiten von benachbarten Muskelfasern) oft nicht mehr in ihre Ausgangsposition zurück, sondern haken sich so ein, dass der Muskel nicht mehr die ursprüngliche Länge erreicht. Dasselbe gilt auch für Fasziengewebe, denn auch hier kann es zu Längenveränderungen, beispielsweise durch Verklebungen im Gewebe kommen. Dies hat zur Folge, dass sich entweder die Körperhaltung in Ruhe verändert, oder es mehr Energie benötigt, die gewohnte Körperhaltung aufrecht zu erhalten. Andere Muskeln müssen dafür mehr arbeiten, was zu Tonuserhöhungen und Verspannungen in jenen Muskeln führen kann. Zudem leidet auch die Bewegungskoordination unter diesen Veränderungen.
Durch Massage wird der Muskel gedehnt, tonusregulierende Mechanismen werden in Gang gesetzt und führen dazu, dass der Muskel wieder an Länge gewinnt. Einschränkungen in Beweglichkeit und Bewegungskoordination können im Sport zu merklichen Leistungseinbussen führen. Wird für jeden Schritt oder jeden Schlag mehr Energie benötigt als eigentlich notwendig wäre, ist der Athlet früher erschöpft und kann letztlich sein Potential nicht mehr abrufen.
Nicht immer wird bei der Ausübung von Sport dem Körper genügend Zeit gegeben, sich vollständig zu regenerieren. In der Tat ist es auch nicht einfach, bei der Gratwanderung zwischen optimalem Trainingsreiz und überschwelligem Training die richtige Dosierung zu finden. Auch der Spagat zwischen Job, Familie und ambitioniertem sportlichem Hobby treibt viele immer wieder in eine Negativspirale, wenn die Zeit für genügend Erholung nicht mehr ausreicht. Das Resultat sind dann oft Verletzungen, Überlastungsschmerzen oder gar Übertraining.
Massage dient in diesem Sinne auch der Verletzungsprophylaxe. Die Regenerationsprozesse werden angeregt, was das Risiko einer Überbeanspruchung des Körpers reduziert. Das Gewebe wird gelockert und Muskeltonus wird gesenkt. Die Strukturen werden in gutem Zustand gehalten, wodurch sie weniger anfällig für traumatische oder atraumatische Verletzungen werden.
Die Wirkungsweisen der Massage sind im Sport sehr vielseitig und zielen nicht nur auf das Wohlbefinden der Athleten ab. Massage hat auch tatsächlich leistungssteigernde Wirkung und dies dürfte auch das Geheimnis des guten Rufes sein, welcher der Beruf Masseur in der Sportszene geniesst.